Die einzigartigen Eigenschaften und das Aussehen des Edelweiss haben viele Namen inspiriert, angefangen mit der ersten Erwähnung der Wollblume durch den Zürcher Naturforscher Konrad Gessner im 16. Klein Löwenfuss, étoile du glacier, étoile d’argent oder immortelle des Alpes wurden von verschiedenen Botanikern und Biologen für die Blume verwendet.
Die erste schriftliche Erwähnung des Namens Edelweiß findet sich in einer Studie des österreichischen Naturforschers Karl von Moll aus dem Jahr 1785, aber erst in der Mitte des 19. Seither ist der Name Edelweiß sprach- und grenzübergreifend.
Der Kult um die edle weiße Blume
Wie kam es dazu, dass das Edelweiß andere Gebirgsblumen wie die Alpenrose, die allgemein als ästhetisch schöner angesehen werden, in den Schatten stellte? Nach einer Reise durch die Berner Alpen im Jahr 1881 nannte der amerikanische Schriftsteller Mark Twain das Edelweiß den „hässlichen Schweizer Liebling“ und beschrieb die Blume als weder schön noch weiß, sondern sagte, dass die „unscharfe Blüte die Farbe von schlechter Zigarrenasche“ habe.
Allerdings war Twain zu spät dran. Als die Kritiker begannen zu hinterfragen, ob die Blume ihren Kultstatus verdiente, waren die Mythen über ihre Mystik und Außergewöhnlichkeit bereits weit verbreitet. Diese Mythen standen in engem Zusammenhang mit dem Aufschwung des Alpinismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts und den mit diesem Sport verbundenen Werten von Mut und Stärke.
Einer der größten Mythen über die Blume ist ihre Unzugänglichkeit. Tobias Scheidegger, Populärkulturforscher an der Universität Zürich, der das Edelweiß für eine Ausstellung im Botanischen Garten in Genf und Zürich im Jahr 2011 erforschte, argumentiert, dass die landläufige Meinung, die Blume wachse nur auf Eis und steilem Fels, botanisch nicht stimmt. Eine der berühmtesten Geschichten über das Edelweiß handelt von einem jungen Mann, der sein Leben riskiert, indem er die steile Felswand eines Berges erklimmt, um als Beweis seiner Liebe und Tapferkeit Edelweißblüten für eine Frau zu sammeln. In seinem Roman „Edelweiß“ aus dem Jahr 1861 übertreibt der deutsche Schriftsteller Berthold Auerbach die Schwierigkeit, die Blume zu erwerben, indem er behauptet: „Der Besitz einer solchen ist ein Beweis für ungewöhnliche Kühnheit.“
Der Blume wurden auch magische Kräfte zugeschrieben. Die erste Erwähnung des Edelweißes durch Moll beschreibt ein Gespräch mit einem Bauern im Zillertal, Österreich, der behauptete, dass der Rauch der Blume, wenn er als Räucherwerk verwendet wird, Geister vertreibt, die das Vieh angreifen und Euterentzündungen verursachen. Der Blume wurde nachgesagt, dass sie die Verdauung fördert und Atemwegserkrankungen wie Tuberkulose behandelt. Ihre medizinische Wirkung wurde später in Gedichten und Geschichten weitergegeben: In dem Klassiker Asterix in der Schweiz von 1970 werden Asterix und Obelix auf die Suche nach dem Edelweiß oder dem so genannten Silberstern geschickt, um ein Gegenmittel für ein Gift zu finden.
Das Edelweiß wurde zu verschiedenen Zeiten der Geschichte auch für politische Aussagen verwendet. Im 19. Jahrhundert stand die Blume für das Paradies in einer Zeit, in der man den wachsenden Städten in Europa skeptisch gegenüberstand. In Deutschland und Österreich war die Blume auch ein umstrittenes Symbol des Nationalismus, da sie die Lieblingsblume von Adolf Hitler war, aber auch das Emblem der nationalsozialistischen Widerstandsbewegung, der Edelweißpiraten. Das berühmte „Edelweiss“-Lied, das 1959 für das Broadway-Musical und die Verfilmung von „The Sound of Music“ komponiert wurde, war ein Bekenntnis zum österreichischen Patriotismus angesichts des nationalsozialistischen Drucks.
Obwohl die Blume in der Schweiz nicht zur Förderung des Nationalismus eingesetzt wurde, hat sie doch die nationale Identität mitgeprägt. Scheidegger erklärt: „Die Schweiz hat, wie viele Länder in Europa, nach dem Fall der Berliner Mauer eine Phase der Besinnung erlebt. Das Edelweiss wurde ein wichtiger Teil der Neudefinition dessen, was es bedeutet, Schweizer zu sein.“
Vom Kitsch zum Coolen
Mit dem Aufblühen des Tourismus in der Schweiz gefährdete die Besessenheit mit dem Edelweiss das Land schließlich. Touristen und Bergsteiger pflückten die Blume als Souvenir für ihre Reisen. Der Kanton Obwalden verbot 1878 als eines der ersten Umweltschutzgesetze in Europa das Ausgraben der Wurzeln der Pflanze. Heute steht die Blume auf Bundesebene nicht auf der Liste der gefährdeten Arten, aber mehrere Kantone stellen sie unter Schutz.
Obwohl das Edelweiss nicht mehr als selten gilt, sind seine Mystik und sein Wert für das kulturelle Leben der Schweiz geblieben. Scheidegger erklärt, dass das Edelweiss in der Mitte des 20. Jahrhunderts als Kitsch galt. Jahrhunderts als Kitsch galt: „Es wurde vor allem auf billigen Souvenirs abgebildet und verlor an Attraktivität. In den 1990er Jahren kam es jedoch zu einem Rebranding, das dem Edelweiss zu neuem Leben verhalf. Dies war eng verbunden mit dem Konzept der Wiederbelebung von Traditionen und dem Bekenntnis zu den Wurzeln und dem Erbe des Landes.“
Heute steht das Edelweiss nicht nur für die Verbundenheit mit der Natur und der Schönheit der Schweiz, sondern ist ein Markenzeichen für Schweizer Qualität und Einzigartigkeit. In der Schweiz ziert das Bild einer Edelweissblüte alles, von der Werbung für Zahnarztpraxen über die 5-Franken-Münze bis hin zu den Rangabzeichen der Schweizer Armee. Der Wert des Edelweißes geht über die Alpen hinaus, denn viele Unternehmen tragen heute den Namen und das Bild des Edelweißes. A financial services company in Mumbai, a chocolate company in Beverly Hills, and a delicatessen in New York are all named after the flower.