- Südkorea hat die höchste Pro-Kopf-Rate an plastischen Operationen in der Welt.
- Die beliebtesten Operationen sind Hautaufhellung, Nasenkorrekturen und Doppelaugenlid-Operationen, was viele Kritiker so interpretieren, dass die Koreaner versuchen, kaukasischer oder weißer auszusehen.
- Alfred „Haeppy“ Leung, ein YouTuber aus Seoul, erklärte, dass die Schönheitsideale, die Koreaner mit plastischer Chirurgie zu erreichen versuchen, auf langjährigen koreanischen Schönheitsstandards beruhen und wenig mit westlichen Schönheitsstandards zu tun haben.
SEOUL – Mit der weltweit höchsten Rate an Schönheitsoperationen und fast 1 Million Eingriffen pro Jahr wird Südkorea oft als die Welthauptstadt der plastischen Chirurgie bezeichnet.
Einigen Schätzungen zufolge hat etwa jede dritte südkoreanische Frau zwischen 19 und 29 Jahren eine Schönheitsoperation hinter sich. Andere schätzen die Zahl auf 50 % oder mehr.
Die bei weitem häufigste Operation, die Koreaner durchführen lassen, ist laut Dr. Choi Min von Answer Plastic Surgery in Gangnam eine Blepharoplastik oder Doppelaugenlidoperation, bei der eine Falte in das Augenlid eingefügt wird, um das Auge größer erscheinen zu lassen. Zwei weitere beliebte Eingriffe sind Nasenkorrekturen und Glutathion-Injektionen, die die Pigmentierung der Haut verlangsamen und so einen helleren Hautton verleihen.
Viele westliche Kritiker, darunter auch plastische Chirurgen, haben die Häufigkeit dieser Eingriffe als Zeichen dafür gewertet, dass die Koreaner kaukasischer oder weißer aussehen wollen. Nur etwa 50 % der Ostasiaten haben „doppelte Augenlider“, während sie bei Weißen weit verbreitet sind.
Aber Alfred „Haeppy“ Leung, ein in Seoul ansässiger YouTuber von WeFancy, einem Kanal, der die koreanische Kultur untersucht, glaubt, dass dies ein großes Missverständnis über die Schönheitschirurgie in Südkorea ist.
„Das Missverständnis, dass ‚Koreaner nur weiß aussehen wollen‘, ist ein Symptom westlicher Arroganz und Eurozentrismus und entbehrt jeglicher Grundlage“, so Leung gegenüber Business Insider. „Blasse Haut war schon immer ein Schönheitsstandard, nicht nur in Ostasien, sondern in ganz Asien, und zwar auf der Grundlage der Annahme, dass man sich bei der Arbeit im Freien umso weniger in der Sonne aufhält, je heller die Haut ist.“
Außerdem unterscheidet sich der Nasenrücken, den Koreaner bei einer Nasenkorrektur wünschen, deutlich vom idealen kaukasischen Nasenrücken. Und die Falte über dem Augenlid ist in asiatischen Kulturen seit jeher begehrt, weil sie selten ist und weil sie die Augen optisch vergrößert, so Leung.
Dieser Irrglaube wird von plastischen Chirurgen in Asien häufig bekämpft, wie Li Binbin, ein in Peking ansässiger plastischer Chirurg, letztes Jahr gegenüber der South China Morning Post erklärte.
„Im Osten haben wir unsere eigenen Schönheitsstandards. Die meisten Chinesen haben keine sehr großen Augen. Deshalb wollen alle“, sagte Li.
Selbst Dr. Robert Flowers, der die Operation in den USA populär gemacht hat, bestreitet die Vorstellung, dass es bei Blepharoplastiken darum geht, Asiaten weißer aussehen zu lassen.
„Die allgemeine Vorstellung damals – und ich höre sie auch heute noch – war, dass Asiaten, die sich einer Gesichts- und Augenlidoperation unterziehen, ‚verwestlichen‘ wollen“, sagte Flowers 2014 dem New York Magazine. „Und das dachten auch die asiatischen Schönheitschirurgen damals. Aber das ist nicht das, was Asiaten wollen. Sie wollen schöne Asiaten sein.“
Gängige Eingriffe wie Augenlidoperationen, Nasenkorrekturen und Hautaufhellungen zielen laut Leung auch darauf ab, spezifisch koreanische und nicht westliche Schönheitsstandards zu erreichen.
„Koreaner mögen zum Beispiel schlankere Kieferlinien, während Westler stärkere Kieferlinien mögen. Westler mögen höhere Wangenknochen, während Koreaner eher flachere Wangenknochen mögen. Koreaner mögen tendenziell keine sehr dicken und vollen Lippen, während Lippenfüller in der westlichen Schönheitschirurgie als Standardverfahren gelten“, so Leung.