Sassi di Matera

Das Stadtzentrum von Matera wird von den Sassi flankiert, einem bäuerlichen Viertel, das eine unglaubliche Ansammlung von Höhlenhäusern beherbergt. Sie gelten als die am längsten bewohnten Höhlenwohnungen der Erdgeschichte und sind seit prähistorischen Zeiten bis heute bewohnt.

Bis in die 1950er Jahre war Matera ein Schandfleck für Italien. Während die Faschisten das Land modernisierten, blieb es beklagenswert rückständig, hatte kein funktionierendes Sanitärsystem und war von Armut und Krankheiten geplagt. Im Rahmen eines Umsiedlungsplans wurden einige der Bewohner der Sassi di Matera aus ihren altmodischen Höhlenhäusern im ärmsten Teil der Stadt vertrieben. Nach der Räumung des Viertels plante die Regierung, den Hang mit Dynamit zu zerstören.

Als Wissenschaftler die Stadt untersuchten, stießen sie jedoch auf Stätten wie die Krypta der Erbsünde, ein geheimes Kloster aus dem 9. Sie erkannten, wie alt die Siedlung wirklich war. Die Höhlenwohnungen enthielten Beweise dafür, dass Menschen seit mindestens 7.000 v. Chr. ununterbrochen in ihnen gelebt haben.

In einer Höhle wurde ein 150.000 Jahre altes Hominiden-Skelett gefunden, zusammen mit neolithischen Werkzeugen. Die alten Römer, Griechen, Byzantiner und viele andere zogen hier vorbei und hinterließen sowohl materielle als auch kulturelle Artefakte wie die bemalten Höhlen, die von unbekannten Künstlern aus vergangenen Zeiten bewohnt wurden. Matera gibt es schon so lange wie Städte des Fruchtbaren Halbmonds wie Aleppo und Jerusalem und diente daher als Kulisse für Filme wie Die Passion Christi und Ben-Hur.

Trotz der Bemühungen der Regierung im 20. Jahrhundert hat sich die Lebensweise der Sassi seit Jahrhunderten nicht verändert. Die Menschen zogen zurück in die Höhlen, die einen überraschend gemütlichen Schutz bieten. Das gesellschaftliche Leben spielt sich in den zentralen Höfen ab, in denen sich auch die Gemeinschaftsöfen befinden, in denen die Menschen ihr Brot backen.

Obwohl Matera heute ein Touristenziel ist und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, fühlt es sich aufgrund seiner schwer zugänglichen Lage exklusiv und geheim an. Das Viertel beherbergt heute Boutique-Hotels, Restaurants, Weinkellereien, einen Jazzclub und ein Spa, aber selbst die wohlhabendsten Gebäude sind in Höhlen untergebracht.

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